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Warum nicht wieder einmal elbabwärts ?
Melnik – Pirna Pfingstwanderfahrt 2008 mit dem Friedrichshagener Ruderverein Noch im alten Jahr wurde von RK G. Zlotos (Zille) vom Friedrichshagener RV die Idee von einer Wanderruderfahrt auf der Elbe von Melnik bis Pirna vorgetragen. Für dieses Unternehmen sollte schon das Interesse von erwählten RuderInnen vorhanden sein. Für den Berichterstatter gab es dazu eigentlich kein Zögern hier nicht zuzusagen, denn die letzte Fahrt auf Tschechischen Gewässern lag 25 Jahre zurück – somit schon fast wieder Neuwasser-verdächtig! Die Vorstellungen vom VL Zille waren klar: Das Standquartier für die drei Übernachtungen sollte bei Slavia Litomerice sein. Mit Kleinbussen sollten die Transporte zum/vom Etappenstart/-ziel abgesichert werden. Und ein wenig Kultur sollte den spröden RuderInnen übergestülpt werden. Vorrangig der Anreisetag Freitag musste von den Werktätigen hierfür organisiert werden. Zille hatte für seine Crew 18 RuderkameradInnen vom Friedrichshagener RV, Richtershorner RV, TIB sowie in Ergänzung vom Dresdner RV eingeladen. Je drei KameradInnen sollten abwechselnd den Landdienst absichern. Freitag, 09.05.2008 Zu 7.00 Uhr war pünktliches Erscheinen am Bootshaus des Friedrichshagener RV erwünscht. Damit hatten offenbar wieder einmal einige Kameraden ihre logistischen Probleme. Gegen ½ neun konnten wir letztendlich mit den Leihbussen Berlin verlassen. RKin Simone vom Dresdner RV wurde in DD – Prohlis aufgenommen. Ein kleiner Imbiss und weiter ging es in Richtung Litomerice (Leitmeritz). Kurz vor dem Etappenziel wurde Terezín (Theresienstadt) besucht. Die oberhalb am Zusammenfluss von Elbe und Eger liegende Festungsstadt entstand 1780. Während des Zweiten Weltkrieges war hier das jüdische Ghetto und in der Kleinen Festung das Gestapo-Gefängnis. Das Ruderbootshaus von Slavia Litomerice wurde gegen 14.00 Uhr erreicht. Hans Slipka vom dortigen Verein konnte für uns noch einmal einen günstigen Tarif für die Übernachtung erstreiten. Des Weiteren hatte er für uns eine Führung durch die Katakomben unterhalb des Marktes organisiert. In diesen Genuss kommen nicht sehr viele. Wir erfuhren aus Zilles Vorlesung in den einzelnen Räumen, das dieses unterirdische System bis in drei Etagen in die Tiefe ging und neben wirtschaftlichen Aspekten auch Bestandteil des Verteidigungssystems und zu den längsten (3 km) gehörten. In verschiedenen Gruppen wurde die Altstadt mit sehenswerten Gebäuden wie der Stephansdom besucht. Das Biersanatorium zählte zu den ausgewählten Gastlichkeiten, die für die Anregung des Appetits herhielten. Eine gemeinsame Abendtafel im Gewölbe beschloss den Anreisetag mit dem großen Kulturteil. 10.05.2008, Pfingstsamstag Start der Rudertour sollte in Melník sein. Dieser Ort liegt etwa 30 km nördlich von Prag am Zusammenfluss von Moldau und Elbe. Sehenswürdigkeiten wie das Schloss, Gebeinkeller, die Probsteikirche St. Peter und Paul etc. laden förmlich zu einem weiteren Kulturteil ein. Der Großteil der Korona gönnte sich daher auch die Turmbesteigung der Kirche. Zu 11.00 Uhr war Treffen im Schloßrestaurant vereinbart. Der Genuss eines Schoppens des berühmt berüchtigten Melníker Weins „Ludmilla“ war Pflichtteil. Mittlerweile wurde offenbar diesem Wein die bekannte Trockenheit genommen. Und damit wir unser Ruderprogramm mit ~ 44 km inklusive vier Schleusen schaffen, war der scharfe Start zu 12.00 Uhr vorgesehen. Gemäß Vereinbarung hatte der Pirnaer Ruderverein drei Gig – Vierer zur Einsatzstelle unterhalb des Schlossberges transportiert. Beide B – Boote überraschen mit Wassereinbrüchen. Bei der „Aufbau“ wurde mit neuen Abdichttechniken einigermaßen eine gewisse Trockenheit erzielt. Die Selbstheilung (Quellen der Planken) brachte letztendlich den gewünschten Erfolg. Diese Methode war der „Einheit“ nicht vergönnt. Die Leckagen waren auch nicht zu lokalisieren, sodass dem Steuermann neben dem Betätigen der Steuerseile auch die Aufgabe des ständigen Pützens zufiel. Als weitere Überraschung bei diesem Boot war die Beherrschung von zwei Steuerbordskulls am Ruderplatz 3 zu bewältigen. Das Einschlagen eines Keils während der Imbisspause brachte nicht den erhofften Erfolg. Vor der Schleuse Roudnice (km ~ 27) hielt der Landdienst ein genügendes Mahl bereit. Etwa gegen 19.00 Uhr war das Tagesziel Litomerice erreicht. Die Mannschaften der „Einheit“ und der „Spätlese“ gönnen sich bei km 44,5 am linken Ufer die Einfahrt in die Eger, sodass eine weitere Neuwassererkundung erledigt wurde. Am Steg behindern drei besoffene Weiber die mühsame Herausnahme der Boote. Im nahe gelegenen Bistro des Campingplatzes wurde das gemeinsame Abendmahl eingenommen. Insgesamt acht RuderkameradInnen erledigten sich in ihren Mannschaften ihren Neuwasserlagen. 11.05.2008, Pfingstsonntag Das Tagesprogramm sah die Etappe Litomerice – Decín vor. Unser VL hatte auch keine Kultureinlage vorbereitet. Damit konnte das Frühstück zeitlich entspannter eingenommen werden. Vor dem Start des zweiten Rudertages wurde mit den Erfahrungen der heimatlichen Schnittskunst eine halbwegs befriedigende Anlage am überzähligen Steuerbordskull für die Backbordseite fabriziert. Einige RuderkameradInnen richteten vor Abfahrt noch einen Blick auf die Hochwassermarken, die als Höchststand den furchterregenden Pegel von August 2002 dokumentiert. VL und Obmann Zille hatte den Ehrgeiz, mit seiner Mannschaft die Neuwassereinlage in die Eger mit Beginn des Rudertages zu absolvieren. Irgendwie waren ihm wohl die Wahrnehmungssinne noch etwas getrübt. Die Einfahrt fand er jedenfalls nicht! Nach etwa fünf Ruderkilometer war die Schleuse Lovosice (Lobositz) erreicht. In Gedenken an den Friedrichshagener Ruderkameraden Wolfgang Förster, der hier während einer Tour mit je einem Ruderkameraden von Turbine Berlin und Rot-Weiss Naumburg vor fast 30 Jahren am Schleusenwehr tödlich verunglückte, wurde vor Schleuseneinfahrt eine Schweigeminute gehalten. Bei Elbkilometer ~ 55 wurde eine Ruderpause eingelegt. Die Strömung ist hier weniger stark. Hier macht sich bereits der Rückstau von der Schleuse in Ústí nad Labem (Aussig) bemerkbar. An beiden Ufer ragen beeindruckende Hügel empor, sodass diese Gegend auch als Böhmisches Tor (Porta Bohemica) bezeichnet wird. Gegen 12 Uhr erreichten wir die vereinbarte Raststelle am linken Ufer vor dem Ruderverein in Ústí. Der Landdienst hatte wieder einen netten Imbissstand vorbereitet. Während wir an Mostrich- und Ketchupstullen nagten und das ganze mit reichlich Selters nachspülten, konnten wir das Geschehen einer Ruderregatta verfolgen. Vor der Einfahrt in die Schleuse, die unterhalb des imposanten Schreckensteins (Strekov) liegt, verpasste uns der Schleusenmeister eine längere Pause, die nicht in den Zeitplan passte. Auf diesem steilen etwa 100 m direkt über der Elbe aufragenden Klingsteinfelsen befindet sich eine Burgruine, die heute zugänglich ist. Bekannt geworden ist der Strekov vor allem durch das in der Dresdner Gemäldegalerie befindliche Bild Überfahrt am Schreckenstein. Nach der Schleusung versorgte uns der Wasserstand der Elbe mit einer guten Strömung. Bald war das Etappenziel – Ruderbootshaus von Slavia Decín – am rechten Ufer bei km 94 erreicht. Inklusive der zwei Schleusen waren 50 Kilometer bewältigt. Nach Rückkehr in unser Standquartier war ein gemütliches Beisammensein im „Turm“ geplant. Die Gastfreundschaft dieser Kneipenmannschaft war sehr reserviert, sodass wir uns dem bewährten Team vom Campingplatz anvertrauten. Die gute Stimmung gewann an Fahrt und es bestand die Gefahr, die strapazierten Knochen noch der ausreichenden Ruhe angedeihen zu lassen. Schuld war ein geschäftstüchtiger Wirt, der den Mangel an Slivovic in eiliger Aktion ausglich. 12.05.2008, Pfingstmontag Der letzte Rudertag dieser Tour stand mit der Etappe Decín – Pirna auf dem Programm. Um nicht zum Feierabend in Zeitnöte zu geraten, war zeitiges Aufstehen angeordnet. Die Corona fügte sich diszipliniert den Anordnungen des VL Zille. Frohen Mutes wurde die Einsatzstelle angesteuert und es bestand noch genügend Zeit ein Frischbier zu genießen. Noch einmal wurde auf die heimtückischen Gierfähren aufmerksam gemacht. Erfahrene Steuerleute sollten deshalb zum Einsatz kommen. Nach Decín beginnt die Böhmisch-Sächsische Schweiz und es breiten sich die Felsen des Elbsandsteingebirges vor uns aus. Deutschland ist bald erreicht. Gegenüber von Hrensko (Herrnskretschen) liegt am linken Ufer die deutsche Grenze. Hier beginnt die Kilometerzählung neu – aus km 105,8 wird km 0. Vorrangig als Treibholz passieren wir die steil aufragenden Sandsteinfelsen. Bei Kaiserwetter können wir deutlich die Basteibrücke erkennen und Kletterer auf dem einen oder anderen Gipfel ausmachen. Bei hervorragendem Wetter ist das genüsslicher Zeitvertreib. Gedanklich die restlichen Kilometer, die Reinigung und Einlagerung der geliehenen Boote, Hübschen, Scheidebier und Heimfahrt gedanklich vor Augen, trieb uns dann doch an. Unsere Kraftfahrer kutschierten uns umsichtig und schnell heimwärts. Eine harmonische Rudertour war absolviert. Danke dem VL Zille. Und tschüss. Aufgeschrieben von Siggi (Richtershorner RV), fotografiert von Thomas und Siggi |
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